Das Kelchglas steht auf einem runden Fuß dessen Rand mit einem umlaufenden Dreieck-Fries verziert ist. Der massive, facettierte Balusterschaft setzt auf zwei Scheiben an und wird oben von einer weiteren Scheibe bekrönt, auf der die Kuppa sitzt. Die Kuppawandung ist unten konkav eingezogen und facettiert, darüber entwickelt sie sich konisch zum breit vergoldeten Trinkrand hin auseinander. Die Wandung ist mit reichem Schnittdekor verziert, der auf einer Seite ein Wappen (Stierkopf) mit Helm, Helmdecke und Helmzier (drei Federn) unter einem Baldachin zeigt. Seitlich wird es gerahmt von reichem, ornamentalem Dekor, darunter Ranken und Gitterwerk, das zwei Standflächen ausbildet. Links ist hier ein Mann mit langem Stab über der Schulter, auf dem ein Vogel sitzt, zu sehen (evtl. auch eine Chinoiserie darstellend?), rechts ein aus einem länglichen Brunnenbecken trinkendes Pferd (?). In das Becken läuft Wasser aus einem Rohr, das aus einem quaderförmigen Podest ragt. Die Gegenseite zeigt ein Podest mit konkav eingezogenen Kanten auf dem Früchte liegen, auf denen ein Vogel sitzt. Rechts vom Podest ist ein Putto auf dem Boden liegend mit erhobenem, rechtem Arm dargestellt.
Die Figuren sind etwas ungelenk und steif dargestellt. Insgesamt ist der Schnitt etwas nachlässig ausgeführt. Einige Elemente der Gestaltung erinnern an Gläser, die von Christian Gottfried Schneider bzw. seinem Bruder Samuel verziert worden sind, z. B. das Brunnenbecken, allerdings sind deren Arbeiten feinteiliger und hochwertiger ausgeführt, so dass eine Zuschreibung abgelehnt wird.
Der Formtyp des Kelchglases wurde in schlesischen Glashütten hergestellt, vgl. Stefania Żelasko: Barock und Rokoko im Hirschberger Tal. Stein- und Glasschnitt 1650–1780. Hrsg. v. Georg Höltl und Peter Höltl, Glasmuseum Passau. Passau 2014, Nr. 182 (Preuler Glashütte Weißbach oder Weiberberg, Schreiberhau, um 1730), Nr. 186 (Preußler Glashütte Weißbach, Schreiberhau, um 1735), besonders ähnlich mit vergoldetem Rand von Christian Schneider verziert: Nr. 220 (Preußler Glashütte Weißbach, Schreiberhau, um 1735—1740), Nr. 262 (Preußler Glashütte Weißbach, Schreiberhau, um 1750/70).
(Sabine Tiedtke)