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Fußbecher

um 1720

Slider Bild - CC BY-NC-ND 4.0
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Fußbecher mit Allegorie auf Religionsfreiheit
Der Fußbecher besitzt insgesamt den Querschnitt eines Rechtecks mit abgeschrägten Ecken, so dass eine achteckige Form entsteht. Während bei dem Fuß alle Kanten gerade sind, ist bei der Becherwandung jede zweite Seite konkav eingezogen.
Die Unterseite des massiven Fußes ist flach mit ausgekugelter Mitte. Er zieht sich nach oben mehrfach gestuft und mit umlaufenden Rillen profiliert zusammen. Die Becherwandung setzt ebenfalls mehrfach gerillt an und läuft dann bis zum Mündungsrand hin auseinander. Die schmalen, konkav-eingezogenen Seiten weisen weitere Kerben auf, die auf den flachen Seiten nicht ausgeführt wurden. Um den Mündungsrand hingegen sind wiederum umlaufende Abstufungen angebracht.
Eine der breiten flachen Seiten zeigt unter einer Krone, gerahmt von Laub- und Bandlwerk das Monogramm „ALVF“. Die Buchstaben wirken in ihrer Ausführung plastisch und weisen eine mit Schnörkeln fein strukturierte Binnenfläche auf.
Die Schmalseite rechts vom Monogramm zeigt die Personifikation der Hoffnung mit Anker und Palmwedel unter der Inschrift: „Die Hoffnung beßer // Zeiten“, darunter steht „Wenn komt Sie“.
Die dem Monogramm gegenüberliegende Schmalseite zeigt ein gekröntes Wappenschild in Rollwerkrahmen.
Die andere Schmalseite zeigt drei Figuren vor einem Obelisken mit Lorbeerkranz an der Spitze, dessen Inneres beschriftet ist mit „ZUCHTIG // GERECHT // GOTTSE // LIG“. Eine der der drei weiblichen Figuren hält sich ein Tuch vor das Gesicht (Personifikation der Züchtigkeit), eine kniende mit den gefalteten Händen vor der Brust hält ein Kreuz in den Armen (Personifikation des Glaubens) und die dritte mit verbundenen Augen hält Schwert und Waage (Personifikation der Gerechtigkeit). Über der Darstellung ist die Inschrift „Sie fragt nach gutten // Leuten,“ darunter steht „Wo sind Sie“.
In der Sammlung hat sich ein weiterer Becher dieser Form erhalten, der nur mit dem geschnittenen Monogramm verziert ist (Gl079).
Die Darstellungen gehen wohl auf eine Gedenkmünze zurück, die von Kaspar Neumann im Anschluss an den Ranstädter Vertrag 1707 entworfen wurde, vgl. Brigitte Klesse/Hans Mayr: Veredelte Gläser aus Renaissance und Barock. Sammlung Ernesto Wolf. Wien 1987, Nr. 108. Es haben sich weitere Gläser, gefertigt in Böhmen und Schlesien erhalten, die diese Darstellungen zeigen, vgl. Klesse/Mayr 1987, Nr. 108. Eine Abbildung der Medaille findet sich in: Brigitte Klesse, Axel von Saldern: Sammlung Biemann. Ausstellung. 500 Jahre Glaskunst. Köln 1978, S. 44-45.
Ein formtypologisch vergleichbarer Fußbecher befindet sich in Besitz des Heimatmuseums Uelzen, vgl. Fritz Röver: Die Gläsersammlung Röver. Uelzen 1987, Nr. 224 (Schlesien, Anfang 18. Jh.).
Der Dekor mit vertikal um die Wandung laufenden Rillen spricht für eine Herstellung in Schlesien um 1720, vgl. Justyna Wierzchucka/Martin Kügler: Barockes Glas aus Schlesien. Ślaskie szkło barokowe. Hrsg. von Gabriela Zawiła und Markus Bauer. Katalog der Bestände des Riesengebirgsmuseums in Hirschberg und des Schlesischen Museums zu Görlitz. Görlitz/Zittau 2016, S. 166 (Schlesien, Schreiberhau, Preussler Glashütte Weißbach, Schnitt Siegmund Feist in Hermsdorf, um 1720); Dekor und rechteckige Fußgestaltung: Stefania Żelasko: Barock und Rokoko im Hirschberger Tal. Stein- und Glasschnitt 1650–1780. Hrsg. v. Georg Höltl und Peter Höltl, Glasmuseum Passau. Passau 2014, Nr. 78, 79 (Zwei Kännchen, Preußler Glashütte Weißbach oder Weiberberg, Schreiberhau, um 1720/30). Ein Vergleichsobjekt für den Formtyp, mit abweichender dekorativer Gestaltung findet sich im Corning Museum of Glass, vgl. glasscollection.cmog.org/objects/14635/beaker (abgerufen am 03.04.2024) und wird um 1740/60 datiert.

(Sabine Tiedtke)
Bereitstellende Einrichtung:
Inventarnummer:
Gl078
Objektbezeichnung:
Weitere Objektbezeichnung:
Fußbecher mit Monogramm
Material:
Maße:
Gesamt: Höhe: 9,8 cm; Breite: 6,8 cm; Tiefe: 6 cm
Signatur/Kennzeichnung:
monogrammiert
Wo: Becherwandung
Was: ALVF
Inschrift
Wo: Becherwandung
Was: Die Hoffnung beßer // Zeiten // Wenn komt Sie
Inschrift
Wo: Becherwandung
Was: ZUCHTIG // GERECHT // GOTTS[?] //Sie fragt nach gutten // Leuten // Wo sind Sie

Herstellung:

Datierung:
um 1720

Zugriff und Nutzungsmöglichkeiten

Zitierlink:
https://www.digicult-verbund.de/item/DE-4261/lido/dc00000052
Lizenz Metadaten:
CC BY-SA 4.0
Ins Portal übernommen am:
13.08.2025 12:03:41
Zuletzt veröffentlicht am:
07.08.2025 12:15:51
Erstellt am:
16.04.2024 23:17:29
Zuletzt geändert am:
07.08.2025 13:15:45

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