Von einem Standring erhebt sich die konisch ansteigende Wandung des Bechers. Die Wandung ist unten mit einem versenkten Fries aus stehenden Spitzblättern verziert. Darüber ist in Mattschnitt-Technik eine umlaufende Landschaft mit einer Kirche und zwei Tieren zwischen Laubbäumen dargestellt: Ein Kranich oder Storch führt seinen Schnabel in den Rachen eines sitzenden Wolfes ein. Über der Szenerie ist die französische Inschrift (übers. „Man erkennt den Freund in der Not“) zu sehen. Unterhalb des Mündungsrandes befindet sich eine Borte aus geblänkten Kugelungen. Der Abriss auf der Unterseite des Bechers ist ausgekugelt. Der flach gewölbte Deckel zeigt ebenfalls eine Kugelborte sowie ein geschnittenes, versenktes Spitzblattfries um den Knauf. Dieser ist eichelförmig und facettiert.
Die Tier-Darstellung bezieht sich wahrscheinlich auf Äsops Fabel vom Wolf und dem Kranich, in der der Wolf einen Knochen verschluckt hat und zu ersticken droht.
Formtyp und Gestaltungsdetails wie das Spitzblattfries sprechen für eine Fertigung in Brandenburg, vgl. Jutta Götzmann/Uta Kaiser: Gläserne Welten. Potsdamer Glasmacher schneiden Geschichte. Ausst. Kat. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte. Petersberg 2017, Nr. 52 und 55. Weitere Vergleichsobjekte befinden sich u.a. im Stadtmuseum Berlin (Inventarnr. II 63/1 A) und im Kunstmuseum Moritzburg (Inventarnr. MOKHWGL01397), vgl. Münzbecher mit Monogramm „CEF“, unter: Museum Digital, online abrufbar:
berlin.museum-digital.de/object/49737 (14.05.2024); Vivatglas auf das Vaterland, unter: Museum Digital, online abrufbar:
nat.museum-digital.de/object/232868 (14.05.2024).
(Judith Thomann)