Der Pokal steht auf einem runden Fuß, dessen Rand mit einer Dreiecksborte verziert. Von der Unterseite aus sind konzentrisch angeordnet hochovale Facetten zwischen länglichen Einschnitten angebracht. Der Schaft besteht aus einem massiven, facettierten Baluster zwischen Scheiben. Darüber setzt die Kuppa mit konkav eingezogener Wandung an, die im oberen Bereich mit umlaufenden Rillen verziert ist. Anschließend entwickelt sich die Wandung konisch zum Trinkrand hin auseinander. Zwischen rundbogig endenden Facetten unten und einer umlaufenden Dreiecksborte oben am Trinkrand ist die Wandung mit reich geschnittenem Dekor versehen. Eine Seite zeigt auf einem Podest in Laub- und Bandlwerk-artiger Rahmung deren Binnenfläche mattiert ist, das Brustprofil eines Herrschers, vermutlich Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (1696—1763, ab 1734 König August II. von Polen und Großherzog von Litauen) in Rüstung und mit lockiger Haartracht (bzw. Allongeperücke). Der Rahmen ist umgeben von Trophäen-Elementen wie Waffen, Fahnen, Trommeln und Kanonenkugeln. Die Gegenseite zeigt unter einer Fürstenkrone, gerahmt von zwei unten gebundenen Palmzweigen, die oben aneinander gelehnten Wappenschilde von Polen-Litauen und Sachsen (heraldisch rechts Polen-Litauen: geviert, Feld 1 und 4: Ritter mit erhobenem Schwert; heraldisch links kurfürstlich-sächsisches Wappen: geviert, Feld 1: steigender, gekrönter Löwe, Feld 2: Rautenkranz, Feld 3: Schild, Feld 4: steigender Panther, gekröntes Herzschild: geteilt mit zwei gekreuzten Schwertern).
Der Formtyp wie auch Details des Dekors verweisen auf eine Entstehung in einer schlesischen Glashütte, vgl. Brigitte Klesse: Glassammlung Helfried Krug. Beschreibender Katalog. Ausst. Kat. Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln, Overstolzenhaus. Bonn 1973, Nr. 577 (Schlesien, 2. V. 18. Jh.), Nr. 597 (Warmbrunn, Mitte 18. Jh.); Justyna Wierzchucka/Martin Kügler: Barockes Glas aus Schlesien. Ślaskie szkło barokowe. Hrsg. von Gabriela Zawiła und Markus Bauer. Katalog der Bestände des Riesengebirgsmuseums in Hirschberg und des Schlesischen Museums zu Görlitz. Görlitz/Zittau 2016, Nr. 71 (Schreiberhau, Preussler Glsahütte Weißbach, um 1735), Nr. 103 (Schreiberhau, Preussler Glsahütte Weißbach, um 1750—1760).
(Sabine Tiedtke)