Der Pokal steht auf einem runden Fuß mit facettiertem Rand. Der Schaft besteht aus einem schmalen, massiven, facettierten Baluster zwischen Scheiben. Die Kuppa setzt mit konkav eingezogener Wandung an und entwickelt sich darüber konisch zum breit vergoldeten Trinkrand hin auseinander. Die Wandung ist mit zwei sich gegenüberliegenden großformatigen polierten Blattrankenmotiven verziert. Dazwischen ist auf der einen Seite in einem feindetailliert gestalteten Rahmen aus Voluten, Beschlagwerk-artigen Elementen, Podesten mit Früchten sowie Muscheln die Inschrift „Andenken an M. V. P. 1837.“ Eingeschnitten. Die Gegenseite zeigt in einem ebenso reichen Rahmen ein hochovales Rollwerk-artiges Medaillon mit dem Blick in eine asiatisch anmutende Landschaft mit See und Gebäuden im Hintergrund. Auf dem See befindet sich ein Boot mit einer Figur die ein Ruder hält und einen spitzen Hut trägt.
Der leicht über die Kuppawandung hinausragende facettierte Deckel steigt zur Ei-förmigen facettierten Handhabe auf zwei Scheiben leicht an. Die Wölbung des Deckels ist facettiert und vergoldet. Er ist auf der Schulter verziert mit einem umlaufenden Ornamentfries aus spiegelsymmetrisch zueinander gesetzten und mit Stegen verbundenen C-Schwüngen, die teils in Blätter und Zweige auslaufen.
Die großformatigen Blattrankenmotive entstanden dadurch, dass die Glasmasse in der Glashütte in eine entsprechende Form geblasen wurde. Anschließend wurden sie teils nachbearbeitet, z. B. durch Vergoldung oder Schliff. Diese oft auch palmettenförmigen Dekore entstanden ausschließlich in schlesischen Glashütten, vgl. Rainer Rückert: Die Glassammlung des Bayerischen Nationalmuseums München (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums 17), Bd. 2. München 1982, S. 253.
Der Formtyp an sich verweist ebenfalls auf die schlesische Herkunft, vgl. z. B. Antje Marthe Fischer: Gläserne Pracht. Die Glassammlung des Staatlichen Museums Schwerin. Bestandskatalog (zugleich Ausst. Kat. Staatliches Museum Schwerin. Kunstsammlungen, Schlösser und Gärten). Petersberg 2011, Nr. 91 (Schlesien, um 1760). Die Datierung der Inschrift könnte auf eine Entstehung im 19. Jahrhundert deuten, wahrscheinlicher ist aber, dass es sich um ein Stück des 18. Jahrhunderts handelt: Die auf Vorrat angefertigten Gläser wiesen oft Leerstellen dieser Art auf, die für Widmungen und Inschriften gedacht waren, die später eingeschnitten wurden, vgl. Sabine Tiedtke: Was Rahmenornamente verraten. Fledermausflügel, Blüten und gefiederte Ranken auf schlesischem Glas. In: Kulturgut. Aus der Forschung des Germanischen Nationalmuseums. III. Quartal 2024, Heft 82, S. 7–11, hier S. 8, online abrufbar unter:
www.gnm.de/gnm-digital/kulturgut/jahrgang-2023-1.
(Sabine Tiedtke)