Die Flasche besitzt einen sechseckigen Querschnitt. Ihr massiver Boden ist flach geschliffen und in der Mitte ausgekugelt und poliert. Die Wandungsflächen steigen senkrecht nach oben zur gerundeten Schulter an. Die Stellen an denen sich zwei Wandungsseiten und die Schulter treffen sind jeweils schräg abgeschliffen. Mittig auf der Oberseite ist ein silberfarbener Schraubverschluss angebracht. Die Wandungsseiten und die Schulter sind mit reichem, feinteiligem Schnittdekor versehen. Sich gegenüberliegend sind zwei gekrönte Wappenschilde mit Helm- und Helmzier dargestellt, die von Blütenbouquets gerahmt werden. Über der Krone ist ein Puttenkopf umgeben von Blättern und Ranken zu sehen. Ein Wappen zeigt drei Mohren, die Helmzier besteht ebenfalls aus einem Mohr. Das gegenseitige Wappen ist geviert (Feld 1 und 4: steigender, doppelschwänziger Löwe mit Pfeil in den Tatzen, Feld 2 und 3: drei Balken (mit ?), Helmzier: ein steigender, doppelschwänziger Löwe mit Pfeil in den Pranken zwischen zwei Flügel die mit einem Füllhorn belegt sind). Die vier restlichen Wandungsseiten zeigen querovale Jagddarstellungen, die sich über je zwei Seiten ziehen (Hirschjagd vor Schloss, Bärenjagd vor Ruine). Als Rahmung dienen Fruchtbouquets und unter der Darstellung je ein Maskaron über einem symmetrisch gestalteten Blatt, dem zu jeder Seite ein Füllhorn entwächst. Auch die Schulter der Flasche ist mit Früchtebouquets verziert, während die geschliffenen Zwickel ein Maskaron über einem Blatt zeigen. Auf der Oberseite des Schraubdeckels ist unter einer Krone, gerahmt von zwei unten gebundenen Zweigen das Spiegelmonogramm „LvS“ (?) zu sehen.
Der Formtyp der Sechskantflasche ist an sich weit verbreitet, vgl. z.B. drei Flaschen ohne Schnittdekor im Schlossmuseum in Sondershausen:
das-glas-der-schwarzburger.de/object/S_Kg317. Hergestellt wurden mehrkantige Flaschen vor allem auch aus Metall, wie Zinn (vgl. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Inv. HG9920), aber z. B. auch aus Fayence (vgl. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Inv. Ke4499). Der Dekor spricht für eine Herstellung in Schlesien, vgl. Stefania Żelasko: Barock und Rokoko im Hirschberger Tal. Stein- und Glasschnitt 1650–1780. Hrsg. v. Georg Höltl und Peter Höltl, Glasmuseum Passau. Passau 2014, Nr. 40 (Preußler Glashütte Weißbach, Schreiberhau, um 1680-1685).
(Sabine Tiedtke)