Der Pokal steht auf einem runden, leicht ansteigenden Fuß mit umgeschlagenem Rand. In den Fuß ist von unten eine Reihe konzentrisch angeordneter, hochovaler Facetten eingeschliffen. Am Rand ist von oben ein Laub- und Bandlwerkfries eingeschnitten. Der Schaft mit rotem und goldenem Pulverstaub-Fadenfiligran in der Masse setzt mit zwei Scheiben an, auf denen ein massiver, facettierter Baluster sitzt. Darüber sitzt eine gedrückte massive Kugel, die ebensolchen Dekor aufweist. Die unten gerundete Kuppa läuft nach oben hin konisch auseinander und ist senkrecht facettiert. Ein wenig unterhalb des Trinkrandes ist eine gedoppelte Linie angebracht. Darunter ziert die Wandung geschnittenes Laub- und Bandlwerk. Auf einer Seite ist über geometrisch gelegten Bändern ein hochovales Wappenschild mit gekröntem Doppelkopfadler unter einem Baldachin eingeschnitten. Die Gegenseite zeigt zwei gekreuzte Schwerter in einem hochovalen Schild.
Gläser mit rotem und goldenem Pulverstaub-Fadenfiligran in der Masse des Schaftes werden nach Böhmen oder Schlesien verortet, vgl. Stefania Żelasko: Barock und Rokoko im Hirschberger Tal. Stein- und Glasschnitt 1650–1780. Hrsg. v. Georg Höltl und Peter Höltl, Glasmuseum Passau. Passau 2014, Nr. 63 (Preußler Glashütte Weißbach oder Weiberberg, Schreiberhau, um 1720). Ein Pokal des gleichen Formtyps mit flächenfüllendem geschnittenem Dekor und Pulverstaub-Fadenfiligran befindet sich im Museum Liaunig, vgl. Glassammlung Liaunig. Schnitt und Farbe. Ausst. Kat. Ausstellungskatalog, hrsg. anlässlich der Erweiterung des Museums Liaunig, Neuhaus / Suha. Neuhaus 2015, S. 76 (Nordböhmen, um 1720/30).

(Sabine Tiedtke)